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Im Gedenken an Dr. Steven Tuunde

22.02.2024

Seit 1987 war Dr. Steven Tuunde mit dem SALEM-Projekt in Uganda verbunden. Damals war die neue Regierung Musevenis gerade eineinhalb Jahre an der Macht und zumindest vorläufig war Ruhe in die zuvor sehr unsichere Lage der Regimes von Idi Amin, Obote II und Okello eingetreten.

Endlich, so dachten wir, wäre es auch in SALEM möglich, die Projekte weiterzuentwickeln. Das bereits 1983 errichtete SALEM-Gesundheitszentrum benötigte dringend qualifizierte Mitarbeiter. So kam Dr. Tuunde zunächst einmal in der Woche, immer dienstags, um die medizinischen Mitarbeiter zu unterstützen. Jedoch verschärfte sich die politische Lage ab Ende 1987 nochmals, die Viehdiebstähle der Ethnie der Karimajong reichten bis nahe an das SALEM-Dorf heran. Tausende Flüchtlinge suchten Nacht für Nacht im Projekt Schutz - was folgte, war eine Unmenge an unterernährten Kindern. Beim Aufbau einer Unterernährten-Station war auch Dr. Tuunde maßgeblich beteiligt.

Nach und nach entwickelte sich das Gesundheitszentrum zu einer wichtigen Einrichtung weiter. Schon bald konnte Dr. Tuunde die ersten einfachen Operationen in einem dafür provisorisch eingerichteten Sprechzimmer durchführen, v. a. Leistenbrüche in lokaler Anästhesie. Über die Jahre konnten weitere Ärzte als Teilzeitkräfte gewonnen werden. Alle kamen und gingen, jedoch Dr. Tuunde blieb - bis zum Schluss.

Seit Jahren hatte er die medizinische Leitung der Krankenstation inne. Alle Weiterentwicklungen bedurften seiner großen Erfahrung. Inzwischen steht das Gesundheitszentrum kurz davor, die Zulassung zum Krankenhaus zu erhalten, auch dies war nur durch den unermüdlichen Einsatz von Dr. Tuunde möglich. Viele Patienten verdanken ihm ihr Leben, sein Wirken war vorwiegend im Regionalkrankenhaus in Mbale, doch v. a. seit er in Rente war, mit großem Einsatz in SALEM.

Im Jahr 2001 kam Dr. Tuunde gemeinsam mit seiner Frau, einer Hebamme, nach Deutschland; sie war auf einen Kongress eingeladen und gemeinsam nutzten sie die Zeit, um das Leben in Deutschland kennen zu lernen, u.a. bei der Weinlese im badischen Heitersheim/Gallenweiler. Im Jahr 2007 starb Kevina Tuunde auf dem Weg zur Arbeit.  

Ende Januar 2024 konnten wir Dr. Tuunde noch persönlich treffen. Mit seinem kleinen Pkw kam er nach SALEM-Uganda und engagierte sich bei der Videokonferenz mit den German Doctors für den Bau des neuen Operationssaales in SALEM-Uganda.

 Am Morgen des 21. Februar 2024 hörte sein großes Herz im Krankenhaus von Mbale auf zu schlagen. 

Wir werden ihn sehr vermissen - als Freund, als Kollegen, als Board-Mitglied von SALEM-Uganda, aber vor allem auch als Mensch, der sich dafür engagiert hat, dass Menschen Zugang zu einer Behandlung bekommen, egal ob sie reich oder arm sind. Als einen, der sich für die Bekämpfung der Korruption in den staatlichen Strukturen des ugandischen Gesundheitssystems einsetzte und so vielen jungen Ärzten und medizinischen Mitarbeitern als Vorbild diente. Er konnte die „Patienten lesen“, mit seiner großen Erfahrung verhalf er so vielen zu einem längeren und gesünderen Leben.

 Gertrud Schweizer-Ehrler und Samuel Müller

 

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